Eine virtuelle Premiere hat das Expertennetzwerk PROSEC aus gegebenem Anlass Ende November initiiert: den von Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Strub moderierten PROSEC Online Partner Workshop. Alle PROSEC PARTNER waren online dazu eingeladen, zwei Themenstellungen, auf die Anwenderinnen und Anwender noch keine eindeutige, evidenzbasierte Lösung haben, gemeinsam zu beantworten. Das Ziel: mit dem Wissen und der praktischen Erfahrung der PROSEC-Experten konkrete Handlungsempfehlungen auf der Grundlage aktueller Schlüsselliteratur zu geben und so zwei neue PROSEC Recommendations entstehen zu lassen. Betreut wurden die Themen von zwei interdisziplinären Teams.

Digital und/oder analog: Was soll drauf?

Werkstofflich und klinisch hatten Dr. Michael J. Tholey, Bad Säckingen, und Prof. Dr. Florian Beuer, Berlin, das Thema „Vollkeramische Lösung für Kronen- und Brückentechnik“ auf Zähnen und Implantaten vorbereitet, um nach ihrem Impulsvortrag die aktuellen Fakten mit den Teilnehmenden diskutieren zu können. Beuers abschließender Ausblick hinsichtlich der prothetischen Lehre: „Die Zahnmedizin wird mit der neuen Approbationsordnung an die Medizin angeglichen. Die Zeit, den analogen Weg zu lehren, wird man nicht mehr haben. Der Fokus wird bei uns deswegen ganz klar in Richtung digital gehen!“ Allerdings gab er auch zu bedenken: „Per Knopfdruck eine schöne Restauration zu bekommen, die ich nur noch einsetzen muss, davon sind wir noch relativ weit entfernt.“

Zahnfarbbestimmung: analog versus digital

Das zahnärztlich-zahntechnische Team aus Prof. Dr. Karl Martin Lehmann, Bonn, und Zahntechnikermeister Ingo Heinzel, Bonn, hatte den Impulsvortrag „Computergestützte vs. visuelle Zahnfarbenbestimmung unter Berücksichtigung der interprofessionellen Farbkommunikation“ vorbereitet. Lehmann brachte die Zahnfarbbestimmung dabei folgendermaßen auf den Punkt: „Die digitale Zahnfarbbestimmung ist präziser und liefert mehr Informationen als die visuelle Zahnfarbbestimmung. Für eine einzelne Frontzahnversorgung brauchen wir zusätzlich ein Bild. Bei sehr anspruchsvollen Situationen sollte man keine stille Post spielen, sondern den Zahntechniker bei der Zahnfarbbestimmung interdisziplinär direkt mit einbinden.“

Offener Reviewprozess zur Finalisierung

Die Impulsvorträge und die Diskussionsbeiträge fassten die beiden Teams in Entwürfen zusammen. Diese konnten von allen Teilnehmenden abschließend digital eingesehen und kommentiert werden. Die finalen vom PROSEC Scientific Board verabschiedeten Versionen werden im Januar 2021 als PROSEC Recommendations III und IV auf prosec.network/wissenschaft-und-fortbildung/rec/ veröffentlicht. Zwei weitere wertvolle Antworten auf ganz konkrete Alltagsfragen, die einen Beitrag dafür leisten, dass Patientinnen und Patienten langlebig und ästhetisch versorgt werden.