Akteure aus der Zahntechnik, Zahnmedizin und der Wissenschaft kamen am 17. Januar 2020 zum dritten PROSEC Symposium in Frankfurt am Main zusammen. Im Fokus: keramische Implantologie und metallfreie Prothetik. Das jährliche Wissensupdate setzt wichtige neue Impulse und bietet eine einzigartige Bühne für den interdisziplinären Austausch. Das Fazit der Teilnehmer zum informativen Gehalt und der Qualität der Veranstaltung fiel unisono positiv aus – und mit 115 Teilnehmenden aus ganz Deutschland wurden die Erwartungen des PROSEC Scientific Boards mehr als erfüllt.
Handlungsempfehlungen, internationale Expansion, Forschungsförderung
Durch das hochkarätig besetzte und vielseitige Programm führte der Pressesprecher von PROSEC, Dr. Johannes Löw aus Würzburg. Löw machte initial auf die Handlungsempfehlungen aufmerksam, die PROSEC zukünftig mit den PROSEC Recommendations und den PROSEC Scientific Statements gibt: „PROSEC will mithilfe ihrer Experten die Fragen beantworten, die im Arbeitsalltag unter den Nägeln brennen.“ PROSEC werde damit ihre Rolle als Impulsgeberin und Begleiterin der Anwender in Labor und Praxis stärken. Löw übergab an den stellvertretenden Vorsitzenden des PROSEC Scientific Boards, Dr. Michael Tholey aus Bad Säckingen. Er berichtete über die Expansion des Expertennetzwerks: „Wir haben Anfragen aus Asien und Nordamerika bekommen, das Netzwerk weiter auszubauen“, freute sich Tholey über das rege internationale Interesse. Er erläuterte die Vorteile einer PROSEC Partnerschaft und die Möglichkeiten einer Forschungsförderung durch den PROSEC Research Grant.
Update Digitalisierung und Preisverleihung
Ein allgemeines Update über die Digitalisierung gab Prof. Dr. Florian Beuer aus Berlin. Er zeigte anhand von klinischen Fallbeispielen, welche Vorteile die Digitalisierung mittlerweile in der Praxis bietet. „Zwischen dem, was eigentlich digital möglich ist, und was wir wirklich machen, klafft immer noch eine riesige Lücke“, schlussfolgerte er.
Eine Premiere stand mit der Verleihung des ersten PROSEC Excellence Award auf der Agenda, der mit zahlreichen eingeschickten Fällen hart umkämpft war. Der Gewinner, PD Dr. Benedikt Spies aus Berlin, wurde von Dr. Michael Tholey für seine exzellente Falldokumentation mit keramischen Implantaten geehrt. Er konnte sich auch über das Preisgeld von 3.000 Euro freuen. Für den PROSEC Excellence Award können auch zahntechnische Fälle eingereicht werden.
PROSEC Research Grant: erste wissenschaftliche Ergebnisse
„Wir haben uns überlegt, wie man einteilige keramische Implantate ein bisschen einfacher scannen kann“, begann Dr. Christian Wesemann aus Berlin seinen Vortrag über eine klinische Machbarkeitsstudie, die bereits im letzten Jahr über den PROSEC Research Grant gefördert wurde und im September 2019 im Clinical Oral Implants Research Journal als Poster publiziert wurde. Ein Scan vom oberen Drittel der Implantatoberfläche reiche demnach aus, um fehlende Bereiche mit der bekannten Implantatmorphologie zu rekonstruieren. Im unerfassten, marginalen Bereich führe dieses Vorgehen sogar zu einem präziseren, standardisierten Randschluss.
Die MDR kommt!
Einem völlig anderen, aber zukünftig wichtigen Thema für alle Laborbetreiber widmete sich Iris Wälter-Bergob aus Meschede. Sie wies auf die Fallstricke der neuen MDR (Medical Device Regulation bzw. Medizinprodukte-Verordnung) hin, die bis zum 26. Mai 2020 in Laboren umgesetzt werden muss. Sie ging dabei unter anderem auf die Dokumentations- und Meldepflichten sowie die Rolle eines Sicherheitsbeauftragten ein, der bei Betrieben ab 20 Mitarbeitenden bestimmt werden muss. „Die Ressourcen und die Zeit, die für die Umsetzung der neuen MDR erforderlich sind, sollten nicht unterschätzt werden. Ein solider Plan und der Einsatz von effizienten und verlässlichen Projektmanagern sind hierfür unabdingbar“.
Titanunverträglichkeit und vollkeramische Implantatprothetik
In einem Tandemvortrag drehte sich alles um das momentan viel und kontrovers diskutierte Thema Titanunverträglichkeit. „Bis heute sind die verantwortlichen Mechanismen der ‚Titan-Sensibilisierung‘ nur teilweise bekannt. Echte zellulär vermittelte Allergien auf Titan sind im Unterschied zu anderen Metallen nicht beschrieben und pathogenetisch auch äußerst unwahrscheinlich“, so Dr. Volker von Baehr aus Berlin. Er beleuchtete beispielhaft am Titan die Fremdkörperunverträglichkeit und die labordiagnostischen Möglichkeiten; Dr. Elisabeth Jacobi-Gresser aus Mainz zeigte die entsprechenden klinischen Konsequenzen auf. Da die momentane Studienlage noch keine eindeutigen Schlussfolgerungen zulässt, wird PROSEC das Thema Titanunverträglichkeit auch zukünftig weiter begleiten, aktuelle Diskussionen initiieren und über neue Erkenntnisse informieren.
Implantatprothetik: Teamkommunikation als Erfolgsmodell
Krönender Abschluss des Symposiums war der gemeinsame Vortrag des zahntechnischen Duos Luc und Patrick Rutten aus Tessenderlo in Belgien über vollkeramische Implantatprothetik. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf dem Verständnis und dem richtigen Umgang mit biologischen Faktoren, um für langlebige und stabile ästhetische Behandlungsergebnis zu sorgen. „Die Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker ist der Schlüssel für den Erfolg. Wir wissen zu wenig voneinander. Es wird Zeit, dass wir miteinander kommunizieren“, machte Luc Rutten klar. Anhand von hochästhetischen Fällen zeigten die Meister ihres Fachs, was Teamarbeit bedeutet.
PROSEC Partnerschaft für Zahntechniker, Zahnärzte und Wissenschaftler
PROSEC wurde erneut ihrem interdisziplinären Ansatz gerecht. Zahntechniker, Zahnärzte und Wissenschaftler hatten gemeinsam über den Tellerrand geschaut und dabei neue Perspektiven entdeckt, um neue fachliche Impulse setzen zu können. Mit einer PROSEC Partnerschaft, die allen drei Disziplinen offen steht, kann diese Interdisziplinarität noch weiter intensiviert und durch die Mitwirkung an gemeinsamen Forschungsprojekten, Workshops und Arbeitsgruppen aktiv gelebt werden.